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Sonntag, 9. Juni 2013 in protokoll
der kühlschrank seufzt und dröhnt. der weiß schon, wann die richtige zeit dazu ist. loup setzt mich in kenntnis, es habe sie einstweilen wieder in die schatten hinabgezogen. will da nicht stören. wieder die stimme auf einem der balkone: «jaja, jaja, jaja»; mal agitiert, mal resigniert, aber immer: «jaja», drei mal zwei. streife die leichten sachen über, lege den rucksack an und die saucony, den garmin, die ohrenstöpsel, das ganze ritual. trabe über die brücke, durch die stadtviertel, in den laden. ein schönes buch über krähen versage ich mir, das von kirsch nehme ich mit in den park. hatte es auf gut glück bestellt und maus die nähere auswahl überlassen («dünn und populär»). an den kieswegen blühen noch die späteren rhododendren. zwischen den ästen glitzern stäubchen in diagonalen fäden. das sind die schönsten läufe, bei denen man sich herumtreibt, möglichst den ganzen tag. mit dem bruder auf einen eiscafé. später wieder allein. in der sonne lese ich in dem sehr schönen neuen buch. weit oben schwebt ein greifvogel reglos über den kronen. abends ist es wieder die alte geschichte. die tage sind zu lang im sommer. lese versehentlich tagesnotizen von vor drei monaten. sie könnten aus dieser nacht sein. [kw23: ... Link (0 Kommentare) ... Comment Mittwoch, 5. Juni 2013 in zwischendinge
ein telefonat am leeren bahnsteig. der wind rauscht so laut in der ohrmuschel, dass ich nur die hälfte verstehe. das ist schon eine menge. das ist schon mehr als sonst. ich verpasse darüber den zug. bemerke den moment, als er vorbei ist. hast du überhaupt angehalten? hier oder anderswo ist das gleiche. unterwegs sein ist alles. für einmal nicht warten. der letzte fernzug, ich weiß nicht mehr, wohin. woran ich mich erinnere: wie ich mich ganz dem übermaß der zeit hingab: noch etwas aus dem fenster schaute und dann noch etwas länger, ein schweres buch las, das nicht gelesen werden musste, mit den reisenden plauderte (in dieser interimswelt zwischen den stationen ist es möglich, dabei einen fremden habitus anzunehmen, eine neue identität zu erproben, ein höflicherer, aufgeräumterer mensch zu sein, wenn einem danach ist). hunger und müdigkeit im zuge dessen – vergessen. dies ist nicht hamburg – chur. eine stunde ist zu überbrücken. vor der bahnhofsruine verlässt ein taxifahrer seinen wagen, streckt sich, humpelt diagonal über eine rasenfläche und entleert sich im verkehrswegebegleitgrün. noch einer humpelt, quert die straße an der bushaltestelle («wird derzeit nicht bedient»), schiebt sich mühsam mir entgegen. wegen fünfzig cent, die noch für den fahrschein… (natürlich), die hüftverletzung seit dem gabelstaplerunfall bei der leiharbeit…, der amtsarzt: nicht vermittlungsfähig. berufsunfähigkeitsrente? dazu bräuchte man doch einen anwalt. «ach, wirklich.» was soll man da sagen außer: «tut mir leid»? seine schuhe, denke ich, müssen noch eine weile halten. am badeort lärmen presslufthämmer. das meer kostet eintritt. ich esse im gehen pommes frites, warte auf die unvermeidlich wütenden möven, aber nur der wind zerrt an der styroporschale. wo sind die möven? junge paare tragen funktionskleidung. alte paare tragen pastell und leukoplast. ein männchen, ein weibchen; ein männchen, ein weibchen. so aufgeräumt alles, und so pflegeleicht wie die begrünung. nur irgendwo da hinten ziehen die gezeiten aufs geratewohl furchen durchs watt. in der nacht träume von begehren und verlust. ... Link (0 Kommentare) ... Comment Samstag, 1. Juni 2013 in glitches
am freitagabend aß die pferdefreundin drei dick belegte pfannkuchen und war dann zu müde, um mit mir auszugehen. alleinbleiben kam nicht in frage. bei a. in der küche kommt die musik aus der steckdose, der wein unten vom kiosk. ich bin nüchtern. einer geht zwischendurch duschen. bis der akku leer ist, spielt man youtube-jukebox auf einem koreanischen macbook, von dem die hälfte der tasten fehlt. am ende reißt a. alle kleider aus dem schrank und lässt sie wie konfetti auf die tanzenden herunterwirbeln. ich weiß nicht, ist das jetzt noch aufgekratzt oder schon agressiv? man fängt den vibe auf und lenkt ihn judomäßig irgendwie in eine positive richtung. «ah», denke ich, «verstehe» und tanze so bisschen mit. der kolumbianische student mit den niedlichen tattoos zieht sich ein regencape über und verschwindet kurz mit der koreanerin im bad. dann geht die tür auf, und ein schwall wasser kommt mit. es regnet übermütig in den flur. wenn das eine provokation war, tropft sie dort aber an absoluter nullreaktion ab. ich stehe mit einer rolle küchenpapier nutzlos herum. als die ganze welt anfängt, den groove von «renegades of funk» auf küchengeräten zu begleiten, sehe ich mich mit einem mal einer angestrengten ausgelassenheitsperformance gegenüber. ist aber nicht eure schuld. ich kenne euch ja gar nicht. ... Link (0 Kommentare) ... Comment ... Nächste Seite
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