zer o_c omments

vor abflug zwischenstopp. ich mag diese zwischentage, und das autobahnnetz im ruhrgebiet ist eine zwischenwelt. ein besuch im kölnischen kunstverein. dann: lass uns noch kurz hinter der severinsbrücke parken, wo sie einen rummel aufbauen. und dann: weil es noch hell ist, ein weiterer umweg zum altenberger dom. es ist sehr früher frühling. der vater steuert den wagen. es ist derselbe wie letztes jahr und doch ein ganz anderer.

ich beobachte mich, wie ich im dazwischen langsam zu mir komme. noch ist nicht ganz urlaub, schon nicht mehr ganz alltag. noch europa, aber schon nicht mehr daheim. etwas arbeit liegt noch ganz unten in der tasche, eins der ferienbücher ist schon ausgelesen. ich könnte noch etwas tun. könnte. im dazwischen kommt man immer zu sich, weil da nichts ist, was dich festhält und festlegt. die zeichen werden brüchig. aber ist nicht auch jede beziehung bedingt durch ihr dazwischen?

die vergangenen, sagen wir, 500 tage kommen mir vor wie ein fiebriger irrsinn. fast hätte ich mich aufgegeben. und nun stehe ich wie an der rezeption eines krankenhauses, den koffer in der einen, die entlassungspapiere in der anderen hand.

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ein telefonat am leeren bahnsteig. der wind rauscht so laut in der ohrmuschel, dass ich nur die hälfte verstehe. das ist schon eine menge. das ist schon mehr als sonst.

ich verpasse darüber den zug. bemerke den moment, als er vorbei ist. hast du überhaupt angehalten?

hier oder anderswo ist das gleiche. unterwegs sein ist alles. für einmal nicht warten.

der letzte fernzug, ich weiß nicht mehr, wohin. woran ich mich erinnere: wie ich mich ganz dem übermaß der zeit hingab: noch etwas aus dem fenster schaute und dann noch etwas länger, ein schweres buch las, das nicht gelesen werden musste, mit den reisenden plauderte (in dieser interimswelt zwischen den stationen ist es möglich, dabei einen fremden habitus anzunehmen, eine neue identität zu erproben, ein höflicherer, aufgeräumterer mensch zu sein, wenn einem danach ist). hunger und müdigkeit im zuge dessen – vergessen.

dies ist nicht hamburg – chur. eine stunde ist zu überbrücken. vor der bahnhofsruine verlässt ein taxifahrer seinen wagen, streckt sich, humpelt diagonal über eine rasenfläche und entleert sich im verkehrswegebegleitgrün.

noch einer humpelt, quert die straße an der bushaltestelle («wird derzeit nicht bedient»), schiebt sich mühsam mir entgegen. wegen fünfzig cent, die noch für den fahrschein… (natürlich), die hüftverletzung seit dem gabelstaplerunfall bei der leiharbeit…, der amtsarzt: nicht vermittlungsfähig. berufsunfähigkeitsrente? dazu bräuchte man doch einen anwalt. «ach, wirklich.» was soll man da sagen außer: «tut mir leid»?

seine schuhe, denke ich, müssen noch eine weile halten.

am badeort lärmen presslufthämmer. das meer kostet eintritt. ich esse im gehen pommes frites, warte auf die unvermeidlich wütenden möven, aber nur der wind zerrt an der styroporschale. wo sind die möven?

junge paare tragen funktionskleidung. alte paare tragen pastell und leukoplast. ein männchen, ein weibchen; ein männchen, ein weibchen. so aufgeräumt alles, und so pflegeleicht wie die begrünung. nur irgendwo da hinten ziehen die gezeiten aufs geratewohl furchen durchs watt.

in der nacht träume von begehren und verlust.

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(mein ganzes zeug steht in seitwärts gekippten kisten an der wand. spart das regal. mit ein wenig hilfe sind sie binnen dreißig minuten in den leihwagen gestapelt. die bilder hängen an leisten, so sind keine bohrlöcher zu stopfen. das bett besteht aus vier latten. eigentlich bin ich schon lange nicht mehr hier, und bin es doch schon seit fast immer.
ich war noch nie gut im abtauchen. aber ich kann lang auf einem bein stehen.)

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