zer o_c omments
Sonntag, 8. Mai 2016 in montréal

Neuer Anlauf, bis auf weiteres täglich zwei oder drei Sätze ins Blog zu protokollieren. Das ist am Wochenende schwierig, wenn ich spätabends zehn Stunden im kleinen Sushi-Restaurant hinter dem Tresen gestanden habe. Ohne Pause. Aber der Job gefällt mir besser als die vegane Essensfabrik.

Gestern gab einer aus versehen 500 Dollar Trinkgeld. Vermutlich sind die frankophonen Gäste verwirrt von dem dem Dezimalpunkt unseres Debitkartenlesers (oder umgekehrt die Anglos vom Dezimalkomma). Mit Bargeld wäre das nicht passiert. Aber fast so regelmäßig wie unterhalb des neunundvierzigsten Breitengrades wird hierzulande mit Kredit- und Scheckkarten bezahlt. Die «suggested gratuity/pourboire suggeré» ist im Kartenleser bereits voreingestellt. 15% sind das Minimum.

Das Trinkgeld ist folglich auch längst keine freiwillige Anerkennung mehr, sondern wird erwartet. Und diese Erwartung ist derart normativ, dass sogar der gesetzliche Mindestlohn im Gastgewerbe niedriger ist als in allen anderen Sektoren. Im Grunde könnte man also das Trinkgeld abschaffen und durch einen Preisaufschlag ersetzen. Vermutlich ist die «suggested gratuity» ein Zwischenschritt solcher Formalisierung.

(Vielleicht werden in dem Maße, wie die Umgangsformen lockerer werden, bestimmte Erwartungen wiederum formalisiert. Das wäre schade, denn Etikette soll zwar [böse] Überraschungen vermeiden, ist aber doch auch ein Spielfeld der Persönlichkeit. War es Benjamin, der schrieb, dass echte Höflichkeit immer übertrieben ist, d.h. die formalisierte Erwartung übertrifft?)

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Das heißt, wenn man mit Karte zahlt, zahlt man automatisch 15 % Aufschlag mit?

Und wenn man lieber in Bar zahlen möchte?

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es gibt voreinstellungen für 10, 15, 25% usw., und ein menü für centgenaue eingabe. bar geht eigentlich überall, aber die karte ist das üblichere zahlungsmittel.

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