zer o_c omments
Mittwoch, 16. April 2014 in protokoll

da vorgestern noch in der nähe, die gelegenheit genutzt und der sehenswerten schau «maybe this is a dream» von djurberg & berg im kölnischen kunstverein (bis 01.06.) einen kurzen besuch abgestattet. am eingang bekommt man von der hinter einem üppigen strauß tulpen versteckten dame eine baumwollene tragetasche geschenkt, mit der man daheim seine kulturbeflissenheit demonstrieren kann. neben drei clownesken textilen arbeiten im untergeschoss, denen ich wenig abgewinnen konnte, besteht die ausstellung hauptsächlich aus drei kurzfilmen und einer größeren installation. es empfiehlt sich, anders als wir, die filme zuerst anzusehen, um sich danach im zweiten raum zu erholen. dieser trägt nämlich ausgesprochenen chill-out-charakter, mit einem leichten hau ins mystisch-wunderbare. auf den im halbdunkel verstreuten knautsch-donuts und -spiegeleiern darf man sich leider doch nicht lang strecken, denn die wie dicker sirup aufgekleckste farbe hält den vielen rücken und hinterteilen nicht stand. nathalie djurberg hat sie geschaffen. der quadrophonische sound dazu stammt von hans berg. analog und wohltemperiert wabert er aus allen richtungen und umspielt mild den betrachter, der sich in die organisch morphenden tropfen, amöben und planetenaufgänge versenkt, die auf eine der langgestreckten wände projiziert werden. so viel uteralem urbehagen irgendwann überdrüssig, wähnt man sich an den französischen new-age-elektroniker jean-michel jarre erinnert, und sofort keimt ein wunsch nach agression und härte auf. aber soviel wie nebenan, das ist dann doch ein sprung in kaltes wasser. djurbergs kurzfilme sind in stop-motion technik gedreht, doch die knetfiguren haben nichts kindliches, nichts niedliches an sich. «i treated you like a son» ist ein sadistisches folterszenario, in «the parade of rituals and stereotypes» saugen greise priester and den grotesk verlängerten brüsten einer prostituierten, und ein engelschor entpuppt sich als lynchmob des ku-klux-klans. gliedmaßen werden abgetrennt, körper – schwarze und weibliche vor allem – gequält und zermalmt, und in allen farben des regenbogens sprudelt das knetblut aus den stümpfen. das alles geschieht aber in einem anarchischen und eigentlich auch recht fröhlichen reigen, der sowohl an kinderspiel als auch an totentanz denken lässt. am ende erschrickt man ein wenig über das eigene fasziniertsein. und dann braucht man doch ganz schnell frische luft.

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Dienstag, 15. April 2014 in nts

[überhaupt ist es eine interessante frage, weshalb «disgruntled working-class members» parteien wählen, die nicht nur ihren luftig abgeleiteten «objektiven» klasseninteressen widersprechen, sondern ihren ganz manifesten (z.b. mittels umfagen ermittelten) politischen präferenzen. warum unterstützt also eine verarmte diabetikerin die tea party und stimmt damit gegen «obamacare»? warum reicht ein arbeitsloser kärtner zu kürzungen seiner sozialleistungen und verschärften «arbeitsanreizen» die hand? das stimmt so gar nicht mit dem rational-voter theorem überein, das sich ja sonst eigentlich ganz gut bewährt hat. mich würde interessieren, was an solchen wahlentscheidungen vielleicht doch im engeren sinne rational ist. eine leicht zu überprüfende und naheliegende hypothese ist schlicht fehlinformation. sich nicht zu informieren, ist nämlich bei der schwindend geringen bedeutung jeder einzelnen stimme eine überaus rationale «strategie». in die selbe richtung geht die hypothese, dass rechtspopulistische parteien camouflage betreiben, sich also vor der wahl sozialpolitisch links geben, aber schließlich an den trögen der macht austerity unterstützen, um nicht aus der koalition geworfen zu werden (und die wähler_innen irgendwie zu blöd sind, das zu durchschauen). ach ja, «protestwahl» könnte natürlich auch rational sein, also die strategie, die eigentlich angestammte millieupartei aufzuschrecken und zur räson zu rufen, die einem auf dem «dritten weg» abhanden gekommen ist etc.]

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«Im Grunde aber haben die meisten Autoren offenbar gar nicht so sehr den Traum, hauptberuflich schreiben zu können, als vielmehr den, hauptberuflich Schriftsteller, sprich: erfolgreich, gefragt, sexy und schön zu sein. Erfolgreich wie Lena Dunham, die Schöpferin der Fernsehserie ‹Girls›, und ‹schön wie Charlotte Gainsbourg›.»
[die nzz über eine selbstreflexive anthologie aus dem n+1-umfeld]

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