zer o_c omments

montag, nachtschicht. sechs stunden lang kekse eingeschweißt. einzeln. währenddessen spielte die rothaarige tellerwäscherin unentwegt den hirntötenden podcast «nightvale» ab. eine episode nach der nächsten, unterbrochen nur von werbung. die tellerwäscherin trug auch heute grünlich-bunte hosen in agressiven mustern. ihr freund hat langes haar, darüber eine wollmütze. es ist eine dieser drolligen «peruanischen» mützen mit ohrenklappen und einem muster aus lamas. sie waren leider zu zweit.

auf dem heimweg über die gleise und das praktische loch im zaun durch tiefen schnee gestiefelt. keine spuren, außer denen die ich hinterließ. fünf minuten später wird der wind auch sie verweht haben. von unten tauchen die hellen kristalle die nacht in blaues licht. die natriumlampen halten ihr gelb dagegen. buntes gestöber vor schwarzer leinwand (poudrerie).

charles dickens ist daran schuld, dass wir noch immer weiße weihnachten erwarten, obwohl es in mitteleuropäischen breiten schon seit langem zu warm dafür ist. seit dem ende der kleinen eiszeit nämlich, die zusammen mit der viktorianischen epoche endete.

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eltern von freunden von freunden vermieteten ein apartment in der rue alma. es war unser erstes obdach. vom hinterhofbalkon ergoss sich nur abends die spätsommersonne wie ein klebriger film in den breiten flur, der, mit spüle, herd und kühlschrank, eine küche sein wollte. an seinem ende erglühten dann für eine kurze stunde ein ausgesessenes ledersofa, ein merkwürdiger schreibtisch mit schmiedeeisernen füßen und eine billige discounter-kommode. danach saßen wir im dunkeln, denn das grelle deckenlicht ließ alles noch fadenscheiniger und eklektischer wirken. hier hatte sich vielleicht noch nie jemand für länger niedergelassen, die dinge in ordnung gerückt, sich ein zu hause gemacht. nur interimslebensspuren. welche fügten wir hinzu? wir bemühten uns um diskretion.

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von hier aus fand ich meine neue wohnung, in der selben straße, in petite italie. die straßen sind bekanntlich lang in nordamerikanischen städten. (noch jedesmal hat meine orientierung für einige tage ausgesetzt, trotz des zweckmäßigen rasters aus streets bzw. rues und avenues. ich vergesse, dass der straßenname hier nicht genügt, um sich zurechtzufinden. er ist nur eine der beiden koordinaten.) nicht so die alma. sie beginnt am marché jean-talon, wo sie sich aus einer namenlosen kleinen ruelle speiset und die rue mozart kreuzt. vier blöcke weiter im «süden» (der in montréal geografisch eher osten ist) endet sie an der rue de bellechasse, kurz vor der eisenbahntrasse mit dem praktischen loch im zaun. mikrogeographisch wohne ich wieder in europa.

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die eisenbahn trennt das hübsche plateau von petite italie und das hippe mile-end von der mile-extension, wo die aufwertung erst jetzt richtig in gang kommt. das haus nebenan steht schon seit einem jahr zum verkauf, aber die dichte an jugendlichen friseursalons ist bereits hoch.

in der rue alma befindet sich auch die buanderie, in die ich zum waschen und bloggen gehe, seit meine siebensachen in koffer und handgepäck passen.

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im wandschrank gefunden. (leider leer)

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