zer o_c omments

einladung zum cinq à sept im frisch ausgebauten keller einer montrealer familie. alle anderen, die wir kennen gelernt haben, sind zugezogene oder ex-pats. die bekanntschaft von frankophonen montréalais, so heißt es, macht man als ausländer nicht so leicht.

die dame des hauses ist läuferin und verrückt nach allen formen der bewegung. ich lasse mir die geschichte der medaillensammlung erzählen, und jeder muss einmal den kletterparcours durchhangeln. der zehnjährige sohn protokolliert die ergebnisse. später schafft der hausherr von irgendwo ein teures manfrotto-stativ herbei und nimmt von uns allen bilder auf – so indiskret wie möglich. mit seiner kindlichen begeisterung bringt er uns erst dazu, grimassen zu schneiden; schließlich bildet die ganze gesellschaft mit ausnahme des babys eine menschenpyramide.

einerseits mag ich die wohlerzogene politeness, die einem in nordamerika begegnet. sie erleichtert den umgang. andererseits wirkt sie gestelzt und distanziert. davon gab es an diesem abend keine spur. lag es daran, dass englisch und französisch in einem satz wild durcheinander gingen?

... Link (0 Kommentare) ... Comment


die nachbarschaft steht schlange im foyer der kleinen volksbank von petite italie. beschlagene fensterscheiben, scharrende füße. es ist zahltag und zeit für die steuererklärung. jede angestellte und jeder angestellte in québéc bekommt am selben tag mit der gehaltsabrechnung das formular T4. neben dem geldautomaten stapeln sich deshalb die handreichungen vom finanzamt, zweisprachig und zum mitnehmen.

die fillialleiterin trägt einen grauen bleistiftrock. um punkt neun schließt sie die tür auf uns lässt die wartenden hinein. ein alter kerl mit fellmütze schäkert, «vous n'avez-tu pas froid, madame?» – «patout! c'est une chaleur par exemple.»

(wie gern würde ich dieses schöne québécois lernen.)

Source: C:\fakepath\_DSC0013.jpg

als ich su von ihrer neuen arbeit im spezialgeschäft für farbpigmente abhole, steckt ein postauto im schnee fest. der abschleppwagen davor ebenfalls. man lacht.

nachts, ein geschlossener friseursalon, die lichter bereits gelöscht. durch das fenster sehe ich in einer schwach erleuchteten ecke die friseurin unter einer trockenhaube sitzen. ihr blick ist auf einen unsichtbaren punkt hinter mir gerichtet.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


zum ersten mal in meinem leben krank gefeiert. erstens, weil ich gegenüber der mindestlohnküche von keinerlei skrupeln geplagt werde, und zweitens einer einladung wegen, mit su und k. am mt. tremblant ski zu fahren. am telefon mit dem kleinen boss gab es einen eklat, da man bereits am ersten fehltag sowohl eine doctor's note braucht, als auch ersatz organisieren soll. passenderweise schenkt k. mir «nickel and dimed», das ich seither nicht mehr aus der hand legen kann. ich freue mich auf den tag, an dem ich meine corporate-identitiy-baseballcap an eine der überwachungskameras hänge. eigentlich möchte ich nur noch abwechselnd lesen und meine skating-technik verbessern.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Youre not logged in Login