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So hatte die Liebhaberfotografie von jeher in der Berghofwelt eine bedeutende Rolle gespielt; schon zweimal aber – denn wer lange genug hier oben verweilte, konnte die periodische Wiederkehr solcher Epidemien erleben – war die Leidenschaft dafür auf Wochen und Monate zur allgemeinen Narretei geworden, so daß niemand war, der nicht, mit besorgter Miene den Kopf über eine in die Magengrube gestützte Kamera gebeugt, die Blende hätte blitzen lassen, und das Herumreichen von Abzügen bei Tische kein Ende nahm. Plötzlich war es Ehrensache, selbst zu entwickeln. Die zur Verfügung stehende Dunkelkammer genügte der Nachfrage bei weitem nicht. Man versah Fenster und Balkontüren der Zimmer mit schwarzen Vorhängen; und bei Rotlicht hantierte man so lange mit chemischen Bädern, bis Feuer auskam und der bulgarische Student vom Guten Russentisch um ein Haar zu Asche verbrannt wäre, worauf denn ein Verbot von der Anstaltsobrigkeit erging. Bald fand man das einfache Lichtbild abgeschmackt; Blitzlichtaufnahmen kamen in Schwung. Man weidete sich an den Bildern, auf denen Personen, vom Magnesiumblitz jäh betroffen, mit stieren Augen aus fahl verkrampften Gesichtern blickten, wie Leichen Ermordeter, die man mit offenen Augen aufrecht hingesetzt. Und Hans Castorp bewahrte eine in Pappe gerahmte Glasplatte, die ihn, wenn man sie gegen das Licht hielt, zwischen Frau Stöhr und der elfenbeinfarbenen Levi, von denen die erste einen himmelblauen, die andere einen blutroten Sweater trug, mit kupferigem Angesicht und unter blechgelben Butterblumen, deren eine ihm im Knopfloch strahlte, auf einer giftgrünen Waldwiese zeigte.
(zauberberg: der große stumpfsinn. ich musste sehr lachen.)

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