zer o_c omments

ein reisetagebuch (unchronologisch):

(1) es ist off-season auf dem cape. die magnolien treiben knospen, aber die laubbäume sind noch kahl. außer mir keine touristen. es dauert bis juni, sagt der taxifahrer, bis die college-kids kommen, die ihren abschluss feiern, und mit ihnen die saisonarbeiterinnen aus jamaica und brasilien. «vor allem frauen,» sagt er, «erledigen die arbeit, für die wir amerikaner uns zu schade sind. in der wäscherei, zum beispiel, zwölf- und vierzehn-stunden-schichten.»

(2) ich wohne bei susan, die in dem mid-cape gelegenen häuschen, das sie mit ihren beiden kindern und dem golden retriever bewohnt, ein zimmer an reisende vermietet. kann man auf gleichgültige art neugierig sein? dann ist sie das. das und vielleicht nicht ganz von dieser welt. sie freut sich darauf, mit mir einkaufen zu fahren, zu trader joe's. «that will be fun!» sie sagt dinge wie: «ich war nie ein karrieremensch» oder «ich habe vielleicht drei bücher in meinem leben gelesen. neulich eins über elefanten.» ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. liegt darin bedauern? oder scham? kürzlich hat sie einen neuen job angefangen und am zweiten tag vergessen, hinzugehen. das war der gleiche tag, an dem die polizei sie wegen dem kaputten blinker anhielt, und der führerschein abgelaufen war. sie findet ihre autoschlüssel nicht, weil sie darauf sitzt. erst an der kasse merkt sie, dass sie ihre geldbörse daheim liegen gelassen hat; und daheim vergisst sie, das eben gekaufte eis in den gefrierschrank zu stellen. dann zuckt sie mit den schultern. «whatever». überhaupt zuckt sie sehr oft mit den schultern. «i was at court, today. i'm getting a divorce,» sagt sie plötzlich neben mir im van, während ich zwischen dem krempel im fußraum einen platz für die beine suche. ich schaue auf. vielleicht habe ich es nur verpasst, das schulterzucken.

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