zer o_c omments |
Sonntag, 10. April 2016 in montréal
Zwei Tage Vorlauf müssen genügen. Als ich dem kleinen Chef in der veganen Großküche ankündige, dass ich nicht mehr wiederkomme, beschwert er sich erst wütend, dann moralisch. «After all we've done for you!» Ich denke an den Mindestlohn, an die Überwachungskameras, die 30 Minuten lange Pause, die vom Lohn abgezogen wird, und daran, dass wir unsere Mahlzeiten bezahlen müssen, obwohl wir sie selbst herstellen. An meinem letzten Arbeitstag hat die Stadt das praktische Loch im Zaun geflickt. Nun bin ich also zum letzten mal den Weg über die Gleise gegangen. Künftig rolle ich stattdessen Hoso- Futo- und Ura-Maki in einem kleinen veganen Sushi-Restaurant auf dem Boulevard St. Denis, mitten im Plateau Mont Royal. Über der Tür fehlt noch immer ein Schild, aber vor den wenigen Tischen stehen die Leute Schlange. Jobs, auf die ich mich erfolglos beworben habe (Auswahl): Bevölkerungsumfragemitarbeiter für abgeschiedene Regionen, College-Lehrer, Copy-Editor, Support-Mitarbeiter für massively multiplayer online roleplaying games und merkwürdige Internet-Startups, Weihnachtsbeleuchtungsinstallateur, Schornsteinfeger, Zirkusküchenkoch, Untertitelübersetzer, Auftragslehrkraft, Marktstandverkäufer, Buchhändler, Laser-Tag-Game-Master. Jobs, die ich in den letzten sechs Monaten für mindestens einen Tag ausgeübt habe: Sprachlektor, Großküchenkoch, Konversationslehrer, Videospiel-Tester (Localization), Sushi-Koch, Sonderpostenverkäufer, Bagel-Bäcker. ... Comment |
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