zer o_c omments
Mittwoch, 27. Januar 2016 in montréal

kein richtiges wochenende. stattdessen 13 stunden lang stil und grammatik einer englischen masterarbeit korrigiert. schwierig, wenn die autorin ihre gedanken sichtbar noch im schreiben verfertigt. die zeit im waschsalon für eigenes schreiben genutzt. vorerst nur projektskizzen, bewerbungen.

in der mindestlohnküche wird die stimmung immer schlechter, seit die neuen «regeln» eingeführt wurden. sicher haben heute fast alle irgend etwas mitgehen lassen, um auf ihre kosten zu kommen. mit dem putzlappen in der hand am ende der schicht ein längerer plausch mit steve, der für seine neigung, über das reden die arbeit zu vergessen, abgemahnt wurde. «somehow i feel really angry about the the new rules». so langsam fassen alle genügend vertrauen, um ihren frust unter mehr als vier augen zu äußern. ich glaube fast, dass noch etwas passiert. um mitternacht endlich feierabend. unter den überwachungskameras hindurch, durch den sich um mehrere ecken windenden betonschlauch hinaus ins freie. endlich luft. meine beine wählen von allein den etwas längeren weg, der nicht direkt durch das praktische loch im zaun führt.

natürlich hat ein bekannter einer bekannten über das praktische loch im zaun bereits eine fotografische arbeit veröffentlicht. und natürlich habe ich ihn neulich auf den gleisen gesehen. die soziale verbindungskonstante in montréal ist mit sicherheit kleiner als 6,6. die fotos gibt es bei drawn & quarterly auf papier und digital im web.

der schnee schmilzt zum zweiten mal. das kann nicht der kanadische winter sein, von dem man mir erzählt hat. der billige aber warme wintermantel kommt gar nicht mehr zum einsatz. dabei hatte ich ihn eigens aus laval abgeholt, ganz am südlichen ende der île. ein fund auf kijiji, dem frankophonen craigslist.

wenn ich die deutschen zeitungen lese, läuft es mir kalt den rücken herunter.

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