zer o_c omments
Dienstag, 12. Januar 2016 in montréal

plötzlicher und kurzer wärmeeinbruch am wochenende. die schneehaufen auf den bürgersteigen sind zusammengeschmolzen und über nacht zu eiskegeln gefroren. kalter regen und wind, als wäre dies hamburg oder bremen. pflanzen umgetopft, dann über pfützen ins cinéma beaubien getrottet.

seit mitte der dreißiger jahre gibt es das beaubien, zwischenzeitlich unter dem namen «le dauphin» an der gleichnamigen hauptstraße des arrondissements rosemont–la-petite-patrie. im jahr 2001 wurde es von einer großen cineplex-kette geschluckt. diese ging gleich darauf wegen mismanagements bankrott, und das kino sollte schließen. das wollte aber die nachbarschaft nicht, die sich zu protesten organisierte. es ist wohl nicht zuletzt frankofonem bürgerstolz zu verdanken, dass das beaubien unter altem namen als gemmeinnütziger betrieb wiederauferstand.

das kino hat zwei säle: einen kleinen und einen winzigen. reservierungen gibt es nicht. wer einen guten platz möchte, kommt früh und wartet in der schlange. die karten sind günstiger als in den großen häusern der ville marie. dafür muss man sich in den engen reihen in plastiksessel zwängen.

nebenan ein paar aus dem rheinland, beide schon vor vielen jahren eingewandert. man wechselt ein paar freundliche worte. die meisten immigranten, sagt er halb bedauernd, bilden im ausland eine disapora. nicht so die deutschen. treffen sie aufeinander, stoßen sie sich ab wie magnete mit verschiedenen polen.

gezeigt wurde «brooklyn», natürlich mit französischen untertiteln. irisches mädchen vom lande wandert in den 50er jahren nach new york aus. heimweh, coming-of-age, und eine harmlose liebesgeschichte. der film war bereits vergessen als die tränen noch nicht ganz getrocknet waren. nur die knie schmerzen noch etwas, vom beine einziehen.

... Comment

Youre not logged in Login