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Donnerstag, 21. Februar 2013 in runblog
irgendwo in der niedersächsischen provinz. man muss sich zum waldstadion durchfragen, denn es steht nicht auf google maps. fuchsi richtet den cross schon seit 32 jahren aus, und es hat sich noch nie jemand verlaufen. nicht auf dem hinweg. aber '87 oder '88 hat der kalte sturzregen einmal die sägespäne fortgeschwemmt und damit auch die wegweiser.
eine verschwörung sonntagsfrüh im nebel. begrüßungen, warmlaufen, magische vorbereitungsrituale: man bekennt den schlechten trainingszustand, stapelt tief, spielt jegliche ambition herunter. die selbstbewussten imponieren mit eleganten steigerungsläufen, anfersen, skippings. sie machen das hier nicht zum ersten mal.
wenn fotografieren middle-brow art ist, dann laufen middle-brow sport. eine saubere konkurrenz ohne körperkontakt. die gewalt, die du deinem gegner zufügst, musst du erst gegen dich selbst richten. eine auf effizienz und steigerung angelegte übung in selbstvermessung und selbstsorge. die wahrheit liegt auf der strecke. das prinzip der ansteigenden belastung, das prinzip der wettkampfspezifischen übung, das prinzip der nachlassenden belastung, das prinzip der makro- und mikrozyklischen periodisierung. der dauerlauf (dl), der regenerative dauerlauf (rekom), der zügige dauerlauf (dl2), der tempodauerlauf/schwellenlauf (tdl/dl3), der tempowechsellauf (twl) als fahrtspiel, intervall und steigerungslauf; der lange, langsame dauerlauf (lsd) ohne und mit endbeschleunigung (eb), die begleitende stabilitäts- und funktionsgymnastik (stabi), die laufstilübung (abc).
aber auch dies: rollen lassen. auf dem rücken eine kamera, ein liter wasser und ein heidelbeer-muffin. drei euro steckst du noch in die tasche, vielleicht für ein eis und eine cola. kurze pause nach zwei stunden ziellosen umherstreifens. ein eis schmeckt im lockeren trab viel besser als am bistrotisch. die füße im prickelnd-kühlen wasser, die füße auf rillen im sand, mit den füßen durch feuchtes gras. wie ich in einer sommernacht, die zum schlafen zu heiß war, wieder aufstand und die kurzen laufsachen überstreifte. draußen war die luft angenehmer. draußen waren keine wände um mich herum. draußen waren sterne. am nächsten morgen in der küche hatte ich den mitbewohnern ein geheimnis voraus. wie ich mich wieder einmal verlaufen hatte ohne genug zu essen und zu trinken mitzunehmen. an einem bahnübergang stand ein baum mit fast reifen äpfeln, unvergleichlich guten fast reifen äpfeln. dieser spezielle zustand, der sich mit etwas glück beim tempodauerlauf einstellt, wenn die bewegung deines körpers dir zugleich fremd und natürlich erscheint. eine fragile balance zwischen schauen und tun. du spürst die anstrengung, aber sie geht dich nichts an. und auf einmal musst du darüber lachen. darüber – und auch über alles andere. ... Link (2 Kommentare) ... Comment Montag, 18. Februar 2013 in wald & flur
... Link (0 Kommentare) ... Comment Freitag, 15. Februar 2013 in flimmern
natürlich ist christian ulmens neue show «who wants to fuck my girlfriend?» offen sexistisch. es geht anscheinend irgendwie darum, dass die männlichen kandidaten ihre girlfriends auf einer art sex-marktplatz feilbieten. es gewinnt der kandidat, der den höheren preis erzielt. da kann ja wohl kein zweifel bestehen. «jaja, aber der kontext!», sagt da der gebildete zuschauer. der freitag liest die show folglich als kommentar auf die verwandten reality-formate bachelor und girlscamp, bei denen es ebenfalls darum geht, wie sich frauen unter einem panoptischen und objektivierenden male gaze abstrampeln. der freitag freut sich darüber, dass bei ulmen der sexismus ganz unverholen gezeigt wird, während die anderen beiden shows ihn mit hollywood-ornamenten kaschieren. «realsatire!» ruft auch der spiegel, um nach diesem irgendwie noch intelligenten auftakt mit klischierten dummheiten weiterzumachen («männer sind so», «hysterische sexismus-debatte» usw.). im kontext der satire ist der sexismus der ulmen-show erstens einfach nur spaß (also habt euch mal nicht so), zweitens aber vor allem volksaufklärung. jetzt sieht man endlich mal seine fratze in ihrer ganzen, hässlichen gestalt. «entlarvend» sagt der freitag dazu. «jaja», sage ich auch. der rahmen macht die aussage. es stimmt. aber der kontext geht noch weiter: in talk-shows und reality-formaten geht es nie um das, was auf der bühne, sondern um das, was im imaginären publikum geschieht. reality- und talk-formate funktionieren weniger entlarvend als entlastend. sie gestatten es dem (hier wohl männlichen) zuschauer, sich ein publikum zu imaginieren, das die show in «naiver» einstellung sieht, und sich im nächsten schritt davon abzugrenzen. ich kenne aber niemanden, der trash-tv tatsächlich so naiv und «unironisch» anschaut. das fantasma ist teil des formats. ... Link (0 Kommentare) ... Comment ... Nächste Seite
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