zer o_c omments

«mein vater ist gestorben, als ich dreißig war,» sagt er, «aber die geschichte wiederholt sich nicht. ich habe mir noch ein tagebuch für zehn jahre angeschafft.»

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die vergangenen wochen waren turbulent, doch ich verspüre keinerlei lust auf reflexion. nicht auf vernünfteln & ergründen, nicht über richtig & falsch, nicht über hätte & könnte. keine zeit, wunden zu beschauen, herzuzeigen, neu aufzureißen. einmal. nicht. denken.

impulsen folgen: ein geschenk postwendend retournieren. (es gibt keine geschenke, es gibt nur haken & angeln.)

impulsen folgen: wütend sein & hassen. brücken abreissen & schutzwälle errichten. (die klinge umkehren & die blutung stoppen.)

impulsen folgen: sich in fremde arme fallen lassen. (mag sein, ich breche ein herz; nur dieses mal nicht meines. so funktioniert dies spiel. ein zug ist ein wagnis. was ich mir nicht leiste: angst. ich übernehme die verantwortung. was ich mir nicht erlaube: schuld. wessen urteil zählt außer meinem?)

impulsen folgen: etwas anfangen, resonanz erzeugen, bewegen und sich bewegen lassen. (kein erleiden mehr, keine anklage. kein warten mehr, kein hoffen.)

vorsatz für das jahr: nachsichtiger sein (gegen mich), anspruchsvoller sein (gegen andere).

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am rand der stadt steht ein schloss mit bewegter vergangenheit. im sommer wird es vakant. jemand, der sich nicht fürchtet, jemand der sich kümmert, die lichter einschaltet und die heizung, den teppich bürstet und zerstörungswütige auf abstand hält, ein armer schlucker ohne bessere pläne also, kann es bewohnen, bis auf weiteres. (aber was könnten bessere pläne sein?)

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frühstück mit meinem bruder. wir beginnen damit, ein buch zu schreiben. keine kunst, keine wissenschaft. ein schnelles sachbuch für geld und weil es schön ist, etwas zu machen.

ich beschließe, academia bald und einstweilen zu verlassen. man kann ein guter wissenschaftler sein, aber man kann nicht gut nur ein wissenschaftler sein.

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der abend kommt sanft und kühl. in der dunkelheit erhasche ich schon die zweite sternschuppe in diesem jahr. man braucht etwas glück dazu. man muss etwas abergläubisch sein, damit es glück bringt. (à propos: su zerbricht das zweite glas in diesem jahr. ich überlege, auch die restlichen vom balkon zu werfen und aus marmeladenbechern zu trinken. doch da habe ich schon überlegt, also ist es zu spät.) der neumond bringt nipptide. gerade noch steigt der fluß über sein ufer. schwarze skelette strecken gliedmaßen empor, symmetrische reflexion und halbierung gegen einen tiefblauen grund; gegen einen brennenden vorhang, der die nacht freigibt. erster akt. ein paar balanciert auf zehenspitzen vor dem sauber gezogenen rand einer pfütze, blickt hinein. aus schwarzem quecksilber schauen zwei zurück. es war ein schöner anblick.

ich laufe schneller als ich sollte und werde nicht müde. die mir begegnen, lachen mir zu. es muss wohl an mir liegen [GA–GA2 27,01km, 4:32 min/km].

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mit anfang dreißig auf einmal wieder teenager sein. du fragst dich: wie oft im leben kann das passieren? die antwort: öfter als du denkst.

wie war das damals, als alles verheißungsvoll war, du eingeschlossen, ein vielversprechender junger mann? etwa so: ich weiß nicht, was es wird, aber es wird auf jeden fall groß. das reicht. als plan reicht das.

fürs erste.

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