zer o_c omments

Ta vie fut une hypothèse. Ceux qui meurent vieux sont un bloc de passé. On pense à eux, et apparaît ce qu'ils furent. On pense à toi, et apparaît ce que tu aurais pu être. Tu fus et tu resteras un bloc de possibilités.
– Édouard Levé: Suicide.

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neulich mit m. auf dem ausgebeulten sofa in dem einen laden, da fällt mir der hänfling hinter dem tresen auf, & d.h. trifft mich so richtig an einer stelle knapp unterhalb des solarplexus, wie er da bisschen eingesunken steht mit seinem sanften silberblick hinter den brillengläsern, seiner irgendwie nicht ganz richtigen kleidung & seiner irgendwie etwas zu nasalen intonation. er unterhält sich mit einer jungen frau. in der art, wie er die worte formt, diese eingeübt wirkenden worte («bauchlinks» z.b.), liegt etwas wegwerfendes, aber nicht das lässig wegwerfende, das er sich ihnen anscheinend zu unterlegen bemüht, sondern etwas angestrengt distanzierendes.

ich habe ihn schon oft gesehen, in verschiedenen zusammenhängen, weil man in dieser mittelgroßen stadt ja alle schon oft gesehen hat. (an m. gerichtet: «du weißt schon, wen ich meine, wenn ich ‹alle› sage».) jedes mal empfand ich diese antipathie, die um so stärker war, als ich sie nicht zu begründen wusste. an diesem abend wird mir klar, an was sein auftreten mich denken lässt: an jemanden, der im bemühen um anerkennung (durch die zusammenhänge) stets diesen einen winzigen schritt zu weit geht, der seine unsicherheit verrät & ihn als noch nicht ganz angekommen zu erkennen gibt.

(antipathie als negative projektion: man trennt charakterzüge, verhaltensweisen, empfindungen von sich ab & schiebt sie dem anderen unter, die man an sich selbst verachtet & fürchtet. damit ist antipathie ein ersticktes mitleid, also eine sym-pathie, die in ihr gegenteil verkehrt ist. wer dir auf diese art unsympathisch ist, ist dir näher als du möchtest.)

(oder wie s. sagen würde: «der typ ist voll das opfer.»)

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