zer o_c omments
Dienstag, 2. April 2013 in weichen

am anderen bahnsteig steht m.. ich brauche einen moment. als auch sie mich erkennt, fährt ein roter doppelstockzug ein und versperrt die sicht. ich gehe durch die unterführung hinüber, dann langsam weiter und schaue abwechselnd sie und den boden an.

«du wirst auch nicht älter, was?» das keunerhafte dieser begrüßung trifft. sie hat noch dieselbe rote mähne, bloß ein wenig mittels spangen gebändigt. ich suche nach weiteren differenzen. mein blick fällt auf das handgelenk: eine armbanduhr. der lidschatten weniger dramatisch als auch schon. der hals nun in buntes chiffon gehüllt. noch immer der eckzahn mit der kleinen demineralisierung.

sie stehe kurz davor, endlich reich zu heiraten. unternehmensberater, weltreise, sabbatical, 145qm kölner altbau («perfekt für singles»). die bestürzte nachfrage der eltern, ob er denn auch gegen atomkraft sei.

nachts um halb vier hatten wir den jointstummel von der fensterbank in den vorgarten geschnippt, waren am elternschlafzimmer vorbei geschlichen und hatten unten in der küche eine große schale mit walnusseis (oder vla?) gefüllt. es ging darum, die cremige süße am gaumen und den zucker ins gehirn schießen zu spüren, kurz vor sonnenaufgang auf der leeren straße vorm haus. nicht mehr als das. davon handelte die welt.

die anderen kinder dachten, wir wären ein paar. wir hätten es sein können. nur: wozu sollte das gut sein?

«weißt du, was ich meine?» und als antwort ein ganz leichtes nicken.

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