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Freitag, 15. Juli 2016 in montréal

An einem der letzten Montréal-Tage laden R. und ihr Freund Su und mich zu einer kleinen Wanderung auf den Mont St. Hilaire ein. Rund um die Stadt brechen viele dieser kleinen Berge wie Fremdkörper aus der Ebene heraus: Mont Royal, Mont St. Bruno, Mont St. Grégoire. Der Mont St. Hilaire bildete den Hintergrund des Panoramas, das ich monatelang fast täglich vor Augen hatte, während ich in der veganen Essensfabrik im zehnten Stock Brownies einschweißte. Mal schneebedeckt, mal erdbraun, mal sattgrün in der Abenddämmerung. Ich hatte mich oft gefragt, wie es wäre, den Blick umzukehren.

Der Vorortzug hält fast am Fuße des Hügels, wenn man von der südlichen Flanke aufsteigen möchte. Um zu dem Pfad zu gelangen, den ich auf der Landkarte ausgesucht habe, muss man durch eine noble Vorortsiedlung spazieren. Die Häuser sehen aus, als wären sie, fabrikgefertigt, mittels Hubschrauber hier abgesetzt worden. Zahme Kinder spielen gelangweilt in sauberen Vorgärten. Die Fassaden sind aus künstlichem Naturstein und in die Garagen passen zwei SUV. Vor jedem Haus steht ein neuer Barbecue-Grill mit zwei Etagen.

Hundert Meter hinter dem Pfad fangen uns zwei Parkwächter ab. Sie fragen nach der Mitgliedskarte. Diesen Hügel kann man nicht einfach so hinaufgehen. Besucher werden gebeten, am Haupteingang eine Eintrittskarte zu erwerben. Der Nahverkehr führt nicht bis dort hin. Uns bleibt nur, ein Taxi zu rufen, wenn wir am Abend den einzigen Zug zurück in die Stadt erreichen wollen.

Der Freund von B. teilt uns mit, dass kein Uber in der Nähe sei und seine drei Taxi-Apps hier nicht funktionierten. Auf die Idee, sein Telefon zum telefonieren zu verwenden, kommt er nicht. Telefoniert überhaupt noch irgendjemand? Der herbeigerufene Wagen kommt uns teuer zu stehen. Er fährt uns einmal um den gesamten Hügel herum, weil der direkte Weg zum Eingang versperrt ist. Oben ist es diesig. So eben erkennt man den schiefen Turm des Olympiastadions. Die übrige Stadt ist in Nebel gehüllt.

Ich weiß nicht, wie Su das jedesmal schafft, aber auf dem Rückweg nehmen uns zwei Franzosen in einem klapprigen Geländewagen mit. Es sind PVTistes, wie wir. Drei quetschen sich in die Rückbank, Su fährt zwischen den klirrenden Bierflaschen im Kofferraum mit.

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